Ist mein Kind im Autismus-Spektrum?
Eine gute Frage und auch nicht so leicht zu beantworten, da jedes Kind einzigartig ist. Denn genauso einzigartig und individuell ist die Ausprägung, also wo sich ein Kind auf dem Autismus-Spektrum befindet. Ganz nach dem Motto: „Wenn du einen Menschen mit ASS kennst, kennst du einen Menschen mit ASS.“
Hier gehe ich nicht auf die Diagnosekriterien ein, die in den standardisierten Tests genutzt werden. Es geht mir darum erste mögliche Anzeichen zu nennen. Falls du dir unsicher bist und Unterstützung suchst, kannst du dich sehr gern an mich wenden und ich helfe dir weiter.
Mögliche Hinweise auf ASS bei Kindern
Ich nenne euch hier ein paar Antworten und Hinweise. Solche die ganz eindeutig auf ASS hinweisen können und etwas feinere, die auf den ersten Blick oft nicht zu sehen sind.
- Das Kind geht gerne zu anderen Kindern spielen, in erster Linie aber aufgrund der tollen Spielsachen und nicht um die Kinder zu treffen.
- Stösst sich ein anderes Kind und weint, rennt das Kind weg und geht nicht hin um zu trösten.
- Es will am liebsten immer dasselbe machen, denselben Film gucken, dieselbe Geschichte hören, das gleiche Buch anschauen.
- Regeln und das Beachten derer sind ihm enorm wichtig.
- Es nimmt alles wortwörtlich, ein Beispiel: die Lehrperson erzählt von etwas das lange her ist und deutet dabei mit der Hand hinter die Klasse, das Kind schaut sich um.
- Es kann nicht unterscheiden an wen sich die Lehrperson wendet und fühlt sich immer angesprochen.
- Findet seine Hausschuhe, seine Turnsachen, überhaupt seine Schulsachen nicht.
- Kommt nach Hause und hat absolut keine Ahnung ob und wenn ja, was für Hausaufgaben es hat.
- Will von einem Tag auf den anderen nicht mehr in die Schule gehen, Gründe kann es nicht nennen.
- Ausflüge mit der Familie sind immer sehr anstrengend. Bis das Kind überhaupt bereit ist mitzugehen und auf dem Heimweg eskaliert die Situation regelmässig.
- Das Kind läuft unablässig auf den Zehenspitzen.
- Es stellt die Autos in wunderbaren Reihen auf, immer und immer wieder. Je nachdem, den Farben entsprechend sortiert.
- Es grüsst nicht.
- Es schaut sein Gegenüber nicht an.
- Es flattert mit den Händen.
- Es schaukelt, oft auch sehr diskret, mit dem Oberkörper.
- Es kaut Fingernägel oder/und auch die Zehennägel.
- Allein kommt es nicht in die Nachtruhe, trotz Abendritual.
- Es kann und will sich scheinbar nicht selber anziehen.
- Es spricht immer oder oft dazwischen.
- Duschen, Haare waschen geht gar nicht.
Beispiele aus dem Alltag
Hier noch ein Beispiel, bei dem Freunde von mir meinten ich würde übertreiben. Die Diagnose wurde kurz darauf gestellt:
Erster Schultag: Die Kinder sitzen an ihren Pulten, die Eltern stehen im hinteren Bereich des Klassenzimmers. Die Lehrperson begrüsst alle und erklärt wie der Vormittag ablaufen wird. Darauf fragt sie ob jemand noch Fragen habe und schaut dabei die Eltern an. Nur ein Kind streckt die Hand hoch und stellt die Frage: „Wann wird die Pause sein?“ Die Frage war absolut ernst gemeint.
Es hatte die kleine Feinheit der Art der Frage, dass diese für die Eltern gemeint war, nicht erkannt.
Zwei weitere:
Das Kind rennt mit einem Freund zum Parkplatz, der Freund stolpert und fällt hin. Er weint ganz doll. Das Kind geht nicht zu seinem Freund und tröstet ihn, sondert springt weit weg und hält sich die Ohren zu.
Die Lautstärke des Weinens und die ganze Situation bedeuteten ein grosse Überforderung und so blieb dem Kind nur die Flucht.
Die ganze Familie geht an die Fasnacht. Eine befreundete Familie wohnt in der Strasse durch die der Fastnachtsumzug geht. Drei Kinder kleben förmlich an den Fenstern und freuen sich über die bunte Schar und die laute Musik. Das vierte Kind versteckt sich im hintersten Zimmer und hält sich die Ohren zu. Auf dem Heimweg „rasten“ alle vier Kinder komplett aus, sie schreien, schlagen sich und die Eltern.
Die Fasnacht macht den Kindern zum Teil Spass, ist aber aufgrund der vielen Reize oft eine totale Überforderung und diese entlädt sich im Anschluss.
Diagnostik
Alle genannten Beispiele können, müssen aber nicht Hinweise sein und diese Liste ist nicht abschliessend. Wenn ihr die Vermutung habt, euer Kind könnte im Spektrum sein, dann vergleicht sein Verhalten mit gleichaltrigen Kindern. Etwas, das man als Eltern eigentlich nicht tun sollte, kann hier gute Anhaltspunkte geben. Ich empfehle euch auf jeden Fall, euch für eine Abklärung an eine offizielle Abklärungsstelle zu wenden. Adressen findet ihr hier https://www.autismus.ch/adressen.html
Wenn ihr gerne mehr Unterstützung wollt, einfach anrufen. Sei es für Fragen zu euch und euern Kindern oder wenn ihr Hilfe sucht beim Finden einer Abklärungsstelle.
Habt ihr auch Anzeichen die ihr bei euern Kindern beobachtet habt? Ich freue mich auf eure Inputs.